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Aero-Jubiläumsjahr 2015                       

Historische Ereignisse

70 Jahre     Verstaatlichung der Firma Aero 1945
70 Jahre     Debüt des Aero Pony und Rekord 1945
20 Jahre     Treffen der Sodomka-Fahrzeuge 1995 

Sportliche Erfolge und Leistungen

85 Jahre     Aero 500 ADAC-Fahrt Berlin-Prag-Manzanares (Spanien) und retour 1930
85 Jahre     Aero 500 Sternfahrt Prag-Brest-Prag-Agadir-Prag 1930
80 Jahre     Aero
30 Langstreckenrennen nach Russland 1935
80 Jahre     Aero 30
Roadster bei Tausend tschechoslowakischen Meilen 1935
80 Jahr
e     Aero 1000 internationale österreichische Alpenfahrt 1935
70 Jahre
     Aero Pony Großer Preis der Hauptstadt Prag 1945

 
Historische Ereigniss

Vor 70 Jahren: Verstaatlichung (Nationalisierung) der Firma AERO -
                       
de facto am 25.10.1945

Hinweis

Diese Abhandlung wurde zusammengestellt von Michael Strauch aus Auszügen von Veröffentlichungen und Informationen sowie Stellungnahmen, Äußerungen und Meinungen von Herrn JUDr. Kabes jun. (Firma Aero), Herrn Jaroslav Matoulek (Mitautor von “Kbely, letiste na okraji Prahy”), Herrn Karel Jicinsky (Autor “Automobily Aero a jejich doba”), Herrn Dr. Jirka Pollak (Motorjournalist), Herrn Josef Knourek (ACC Praha, Redakteur Aerovkar) und Herrn Karel Sebesta (ACC Praha). Ich bedanke mich für die Unterstützung bei den oben genannten Personen recht herzlich, insbesondere bei Herrn Jaroslav Matoulek für seine ausführlichen Darlegungen der Situation bei der Verstaatlichung der Flugzeugindustrie.

Allgemein

Es gab für die Reorganisation und Nationalisierung der Auto- und Flugzeugindustrie zwei Schlüsseldekrete (Dekrete des Präsidenten Edvard Beneš) im Jahre 1945, die Dekrete DPR Nr. 5/1945 und DPR Nr. 100/1945 (DPR =  Dekret des Präsidenten der Republik). Betroffen waren 2868 Großbetriebe. In diesen Unternehmungen (über 500 Angestellte) gab es Betriebsräte und es formten sich Organisationen wie der Betriebsausschuss (ROH = Gewerkschaftliche Revolutionsorganisation), bestückt mit Personen aus der Kommunistischen Partei. Die Nationalisierung an sich sollte nicht den Abgang der Eigentümer aus den Unternehmungen bedeuten, besonders derjenigen, die das betreffende Unternehmen leiteten.  

Anders war es bei kleinen Unternehmungen. Die wurden erst nach Februar 1948 verstaatlicht und bis dahin war hier die Situation günstiger. Es wäre aber irrtümlich vorauszusetzen, dass all diese Veränderungen unmittelbar nach dem kommunistischen Umsturz durchgelaufen sind. Der Prozess dauerte bis in die Hälfe der Fünfzigerjahre und die Übernahme der Unternehmungen fing zuerst mit den großen Firmen an. Als letzte kamen Gewerbsleute an die Reihe, die allein arbeiteten. Im Unterschied zu den Nachbarstaaten, die unter dem Einfluss  der UdSSR standen, war die Tschechoslowakei wahrscheinlich die einzige, wo private Unternehmen völlig ausgerottet wurden.

Zeitliche Einordnung von Einzelereignissen

Einen Tag nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 “befreite“ die sowjetische Armee Prag und die Exilregierung kehrte aus London zurück.

Das Dekret DPR Nr. 5 vom 19.05.1945 löschte einige Besitz- und juristische Handlungen aus der Zeit der Unfreiheit (Protektorat) und auch die der Nationalverwaltung der Güter der Deutschen, Ungaren, Verrätern und Kollaboranten wie auch einiger Organisationen und Instituten. 

Am 13. 06.1945 erlies der Industrieminister Bohumil Lausman, gestützt auf das Beneš-Dekrets Nr. 5, dass in 24 bedeutenden Industriebetriebe eine provisorische Nationalverwaltung einzusetzen ist. Im § 3 heißt es ausdrücklich: "Die Nationalverwaltung ist in alle Betriebe einzusetzen, wo es die Aufrechterhaltung eines störungsfreien Betriebes und wirtschaftlichen Lebens erforderlich macht, im Speziellen in Betrieben die in den Händen von "staats-unzuverlässigen" Personen sind." Zu diesen Betrieben ist auch Aero höchstwahrscheinlich zu zählen.

Das Dekret DPR Nr. 100/1945 vom 25.08.1945 sah die Nationalisierung der Banken, Bergwerke und der Schwerindustrie mit mehr als 500 Mitarbeiter vor. 
Am 13.09.1945 entstand in der Regierungssitzung ein Streit über das Ausmaß der Verstaatlichung.  
Am 19.10.1945 war es so weit, ergänzt noch über die juristische Regelung des Strafmasses bei Behinderung der Verstaatlichung.

Am 23./24.10.1945 unterschrieb Präsident Beneš die Dekrete, die am 25.10.1945 in Prag auf dem Wenzelsplatz zur Veröffentlichung gebracht wurden.

Am 28.10.1945 - ironischerweise am Tag der tschechischen Unabhängigkeit 1918 - wurde dieses Dekret veröffentlicht, wonach alle Banken, Versicherungen, Bergwerke und Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, einschließlich der Automobil- und Flugzeugindustrie, verstaatlicht wurden. (Ausführung von Kabes jun.)

Am 16.11.1945 beschleunigte ein Regierungserlass, die Bildung eines Einheitsbetrieb "Tschechoslowakische Betriebe des Metall- und Maschinenbaus, volkseigener Betrieb CZKS". 
Am gleichen Tag (
16.11.1945) fuhr Herr Kabes  jun. noch mit dem Pony bei einer offiziellen Veranstaltung. Zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht promoviert, er trug noch den Titel JUC. Herr Kabes jun. promovierte noch im November 1945.

Am 09.01.1946 erschien ein Artikel im „Rude Pravo“ (Rotes Recht) über „Missstände“ die auch in Aero herrschen: Verstaatlichung nicht in der Praxis vollzogen... 
Herr Kabes sen. soll die Zeitung mit diesem Artikel gelesen haben, die Zeitung abgelegt, seinen Mantel genommen und für immer die Firma Aero verlassen haben.

Am 25.02.1946 schrieb JUDr. Kabes jun. eine Mitteilung an die Arbeiterschaft in der Firma, dass er die Firma verlassen werde. Unter dem politischen Druck kündigte er zum 30.06.1946 (?).

Am 07.03.1946 gründete der Minister Lausman per Dekret Nr. 1377 de facto die "Flugzeugwerke, Volkseigener Betrieb", das im Amtsorgan erst am 16.05. oder 01.06.1946 veröffentlicht wurde. In die neu gegründete Firma Letecke zavody (= Flugzeugwerke, weiter nur LZ n.p.) wurden alle Aktiva der AERO, Csl. Flugzeuge Letnany, Walter AG, Jinonice, die Tschecho-moravische AG für Fahrzeugbau und Unterhalt in Karlin, Auto und Flugzeugwerke in Liben, Vysocany, Kbely, Malesice und Fahrzeug-Reparaturwerke in Hradec Kralove, Brno, Mährisch Ostrau und Uherske Hradiste eingegliedert.

Am 28.03.1946 stimmt die tschechoslowakische provisorische Nationalversammlung diesen Verstaatlichungsgesetzen zu und verabschiedete das Verfassungsgesetz Nr. 57/1946 Sb., das alle präsidialen Dekrete zu Gesetzen machte und somit Bestandteil der Gesetze- und Verordnungssammlung in der Verfassung wurde.

Am 02.03.1947 verstarb JUDR Kabes sen. mit gerade mal 60 Jahren an Krebs.

Im Jahr 1948 emigrierte Herr Kabes jun. nach Deutschland, wo er bis 1950 bei der amerikanischen Verwaltung arbeitet, mit seiner Familie lebte er zeitweise in Deutschland, in der Schweiz und in den USA.

Am 25.02.1948, bereits schwer krank, nahm Präsident Beneš unter Druck das Rücktrittsangebot der nichtkommunistischen Minister an und ermöglichte damit die Machtergreifung durch die Kommunisten.

Im Mai 1948 verweigerte Beneš noch die Unterschrift unter die neue kommunistische Verfassung,
am 07.06.1948 trat er zurück. Sein Nachfolger wurde Klement Gottwald (Vorsitzender der Kommunistischen Partei und Vorsitzender der Nationalen Front).

Am 12.04.2009 verstarb Herr Kabes jun. im Alter von 91 Jahren in seiner Wahlheimat USA.

Ergänzung 

Die Firma Carrosserie Sodomka Vysoké Mýto erfüllte nicht die Kriterien der Nationalisierung (hatte weniger als 500 Angestellte). Nationalisiert wurde sie  daher erst am 28. Juni 1948 auf Grund der Verfügung   K. Nr. 1420/1948. Auch nach der Verstaatlichung behielt J. Sodomka den Direktorsposten, da er sich einer großen Unterstützung der Angestellten (angeblich auch der dortigen Kommunisten) freute. In den Fünfzigerjahren war es aber für die Kommunistische Partei undenkbar, dass ein ehemaliger Besitzer diese Funktion bekleiden könnte und so musste man irgendeine staatsfeindliche Aktivität inszenieren und ihn dafür verurteilen. So ist es übrigens Tausenden von talentierten Leuten ergangen.

Folgerungen

Es konnte bisher kein einziges Dokument gefunden werden, mit dem ausdrücklich die Firma Aero ab einem bestimmten Datum verstaatlicht (nationalisiert) wurde. Damit gilt de facto und de jure der 25.10.1945 (Veröffentlichung der Dekrete) als Datum für die Verstaatlichung der Firma Aero, an dem der Präsident Dr. Edvard Beneš die Dekrete DPR Nr. 5/1945 und 100/1945 (eines der beiden Dekrete ist mit großer Wahrscheinlichkeit die rechtliche Grundlage für die Nationalisierung von Aero) nach der Unterzeichung veröffentlichte, auch wenn erst am 28.03.1946 die tschechoslowakische, provisorische Nationalversammlung diesen Verstaatlichungsgesetzen zustimmte. Dies ist meine Bewertung und Einschätzung.

Stand: 03.12.2014

Verfasser: Michael Strauch 

Über historischen Ereignisse im Zusammenhang mit der Firma Aero sind weitere Informationen unter dem Button "Firmenbiografie" nachzulesen. 
Hier geht es zur Firmenbiografie!

 

Historische Ereignisse

Vor 120 Jahren: Gründung der Kutschen- und Karosseriefirma Sodomka

Diesem Ereignis gedachten die "Freunde der Fahrzeuge mit Karosserie von Sodomka" vom 3. bis 07.06.2015 durch das  20. Treffen in Vysoke Myto. 
An diesem interessanten und abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm nahmen als einzige Teilnehmer von außerhalb Tschechiens, Michael und Doris Strauch mit ihrem Aero 30 Sodomka-Kabriolett von 1937, teil. Zusehen waren Sodomka-Karosserien auf Fahrzeugen der Marken Aero, Praga, Walter, Skoda, Jawa und Tatra. Es ist ein unvergessliches Erlebnis mit vielen Freunden dabei gewesen zu sein. Vielen Dank an die Organisatoren dieses Treffens. 

Mehr über Sodomka erfährt man hier!

 

Sportliche Erfolge und Leistungen

Vor 80 Jahren: Aero 30 Roadster bei Tausend tschechoslowakischen Meilen 1935

Eine der wichtigsten Veranstaltungen von überregionaler Bedeutung im Straßenrennsport in den 1930iger Jahren waren die 1000 Meilen der Tschechoslowakei. (Vorbild für die Veranstaltung war die Mille Miglia). In den Jahren 1933, 1934 und 1935 wurde die Strecke Praha - Kolin - Nemecky Brod - Jihlava - Velke Mezirici - Brno - Breclav – Bratislava (=796,4 km) jeweils 2 mal ohne Pause gefahren. Die Gesamtstreckenlänge war ca. 1600 km, die in 24 Stunden zurückzulegen waren. 1936 konnte das Rennen auf Grund der angespannten politischen Verhältnisse nicht mehr ausgetragen werden. Erst ab 1970 wurde die Veranstaltung auf Initiative des ACC Prag wieder ausgetragen, allerdings nur zum Teil auf der alten Strecke. 

Im Jahr 1935 waren am Start zu den 1000 Meilen der Tschechoslowakei drei Aero 30 Roadster (Startnummer 56, 46 und 48).

Diese Veranstaltung wurde am 13. bis 14.06.2015 wiederholt. Daran nahmen auch Anna und Franz Budinsky mit ihrem Aero 50 Roadster teil. Auf der Rückfahrt von Bratislava nach Prag mussten sie wegen Ausfall der Zündanlage aufgrund der großen Hitze in Brno das Rennen vorzeitig beenden.  

 

Sportliche Erfolge und Leistungen

Vor 70 Jahren: Aero Pony Großer Preis der Hauptstadt Prag 1945

Am 16. Juni 1945 beteiligte sich der Aero Rennfahrer Jan Hanuš mit einem Aero Pony beim großen Preis der Hauptstadt Prag
Er siegte in der Klasse der Sportwagen bis 1500 cm³.

Bei einer Wettfahrt im November 1945 erreichte der Pony eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 82,5 km/h auf der Strecke Prag-Beneschau. Der Pony wurde von dem Jurastudenten Vladimir Kabes  jun. gesteuert, der damit die Wette gewann, die Durchschnittsgeschwindigkeit von über 80 km/h zu erreichen.

Am 16. November 1945 beteiligte sich Herr Vladimir Kabes  jun. an der Durchfahrt aller Städte mit einer Hochschule oder Hochschulen-Fakultät mit dem Pony 750 P.  Bei dieser offiziellen Veranstaltung wurde vom akademischen Kollegium den Fahrern eine schriftliche Äußerung der Achtung übergeben, die dann auf der Burg beim Besuch der Ordner des Kongresses dem Präsidenten präsentiert wurde.  

 

Weitere sportliche Erfolge und Leistungen

Vor 80 und 85 Jahren: 

Über die sportlichen Erfolge und Leistungen hat unser Mitglied Reinhard Bauer eine ausführliche und übersichtliche Zusammenstellung unter dem Thema
Aero: Automobil-Marketing durch Motorsport verfasst. Dieser Artikel kann als pdf-Datei (4 MB) hier heruntergeladen werden. 

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