Dem Ruf „ab nach Kassel“
folgten 23 Aero-Besitzer aus nah und fern, aus Österreich, der
Schweiz und Tschechien. Der Beginn des Schrauberkurs war für
Freitag, dem 1. April 2005, ca. 12 Uhr angesetzt. Leider traf ich
selbst mit reichlich einer Stunde Verspätung ein. Der Grund
meiner Verspätung war ein Aero 18 auf meinem Anhänger.
Einige Tage zuvor rief mich Michael
Beckmann an und sagte mir, er hätte Probleme beim Schalten der Gänge.
Was lag nicht näher als diese „Schaltprobleme“ von den
Experten in Kassel lösen zu lassen. Da Michael keine Transportmöglichkeit
für seinen Aero 18 hatte, bot ich ihm an, ihn mit seinem Aero in
Geisenheim abzuholen. Aufgeladen war schnell, doch Michaels Frau
Heidi wollte uns nicht hungrig davon fahren lassen und lud uns zu
einem ausgiebigen Frühstück ein. Hurtig verging eine Stunde, die
uns am Ende fehlen sollte.
Bei unserer Ankunft in Werner
Stanges Werkstatt erwarteten uns schon einige wissenshungrige und
voller Tatenkraft protzende Aero-Freunde. Im Handumdrehen war der
Aero abgeladen und die Suche nach den Ursachen der
Schaltschwierigkeiten konnte beginnen. In meiner über 40 Seiten
umfassenden Ausarbeitung für den Schrauberkurs habe ich
etwas über Vergaser, Zündanlagen und Konuskupplung
geschrieben. Alle die von mir angeführten Kupplungsschwachpunkte
fanden wir in Michaels Aero. Ein besseres Anschauungsobjekt hätten
wir uns nicht wünschen können.
Wir sprachen gemeinsam die
Schwachpunkte und deren Behebung durch und schon erklang der Ruf
der Triebtäter „lasst
uns die Mängel beseitigen“. Nachdem die Materialbeschaffung und
eine Drehbank für die Fertigung der benötigten Drehteile geklärt
waren, war die Meute nicht mehr zu stoppen und Michaels Aero wurde
auseinander genommen.
Zwischenzeitlich waren unser
Gastreferent Karel Šebesta und sein Dolmetscher Jiri Rajman vom
Aero Car Club Prag eingetroffen. Karel Šebesta besitzt seit über
25 Jahre einen Aero 18 und hat in dieser Zeit viele Erfahrungen
mit dem Klingler gesammelt. Den beiden war es kaum vergönnt, sich
nach der langen Fahrt an den Köstlichkeiten, die uns Ulrike
Stange zur Stärkung bereitgestellt hatte, zu laben, denn sie
wurden gleich mit Fragen von uns überhäuft.
Franz Düring hatte Zweifel an der
Reparatur seines Aero 18 Motors. Das äußere Erscheinungsbild des
überholten Motors war nicht besonders vertrauenswürdig und ließ
somit an der Qualität der Instandsetzungsarbeit Zweifel
aufkommen. Um eine Aussage über die Reparaturarbeit machen zu können
beschloss man kurzer Hand, Michaels Aero als „Prüfstand“
umzufungieren und baute Franz Motor in diesen ein. Siehe da, der
Motor lief zur Zufriedenheit. Eine abschließende Beurteilung der
Motorenüberholung war jedoch nicht möglich, denn dazu ist eine längere
Erprobung im Fahrbetrieb erforderlich.
An einem demontierten Aero 18 Motor
hat uns Karel Šebesta demonstriert, wie eine Kurbelwelle montiert
und ausgerichtet wird. Er erwähnte dabei, dass nicht selten ein
ganzer Arbeitstag für das Ausrichten einer einzigen Kurbelwelle
erforderlich ist. Diesen Zeitaufwand sollte man bei der
Beurteilung der Reparaturkosten auf jeden Fall berücksichtigen!
Die gewonnen Erkenntnisse der Kurbeltriebmontage werde ich
versuchen, zu Papier zu bringen und den Arbeitsunterlagen beifügen.
An dieser Stelle möchte ich alle
Aero-Freunde auffordern, die verteilten Arbeitsunterlagen kritisch
durchzulesen, zu berichtigen und zu ergänzen. Diese
Aufzeichnungen sollen zukünftig allen Aero-Besitzern zugänglich
sein. Uns liegt sehr viel daran, dass der begonnene „Schrauberkurs“
sich weiter-entwickelt und die erworbenen Erkenntnisse der
nachfolgenden Generation erhalten bleiben.
Gegen 18 Uhr 30 haben wir die Tore
der Werkstatt geschlossen und uns zum Benzingespräch im Hotel
„Rosengarten“ in unmittelbarer Nähe getroffen. Bei einem
guten Abendessen und einigen Bieren und Weinen haben wir uns lange
über das „rostigste Hobby der Welt“ unterhalten. Die meisten
konnten den Abend in „vollen Zügen“ genießen, denn ihre
Betten standen eine Etage höher.
Für unsere beiden Prager
Aero-Freunde, Richard Stockburger und für mich stand ein Bett in
Kaufungen, bei Familie Stange. Für die Gastfreundschaft möchten
wir uns bei Ulrike und Werner ganz herzlich bedanken.
Nach einem guten Frühstück im
Hause Stange fuhren wir zur Werkstatt und trafen uns dort gegen 9
Uhr 30 mit den anderen Kursteilnehmern. Die Triebtäter
machten sich zu Gange, um Michaels Kupplungsproblem zu
beheben. Es wurde die Bodengruppe verstärkt, Hebel ausgebohrt,
Bolzen neu gedreht, Gestänge überholt und alle beweglichen Teile
der Kupplung gangbar gemacht.
Zwischenzeitlich war ein Journalist
der regionalen Presse eingetroffen, der uns viele Fragen
bezüglich des Schrauberkurses, aber noch mehr zu den
Aero-Fahrzeugen stellte. Das Ergebnis ist in beiliegendem
Zeitungsartikel nachzulesen. Star der Bildreportage war der Aero
10 Roadster von Heinrich Krollmann.
Nach dem Besuch der „schreibenden
Zunft“ hatten wir wieder Gelegenheit viele Fragen an unseren
Prager Experten zu stellen und erhielten von ihm ausführliche und
wertvolle Antworten. Ich denke, es wurden zu jeder Baugruppe und
zu vielen Problemen Fragen gestellt und Karel blieb uns keiner
Antwort schuldig.
Michael Strauch, der leider nur am
Samstag bis 14.00 Uhr dabei sein konnte, referierte über Themen,
die beim Workshop A30/50 besprochen wurden und auch bei diesem
Schrauberkurs für die A10/18/20-Eigner von Interesse waren:
Kurbelwellenauswuchtung und Zündeinstellung bei
Zweizylindermotoren, Kühler und Kühlerproblemlösung, negative
Eigenschaften des heutigen Benzins.
Für das leibliche Wohl hat Ulrike
vortrefflich gesorgt; ob zum Frühstück, Mittagessen, Kaffee oder
für den kleinen Hunger zwischendurch. Für die durstige Kehle war
immer das richtige da. Vielen Dank für die hervorragende
Bewirtung.
Das Klingeln von Michaels Anlasser
verkündete „das Werk ist vollbracht“. Nach der Probefahrt war
Michael der Meinung „ich habe einen anderen Aero“. Er erkannte
seinen eigenen Aero nicht wieder.
Fazit
aus dieser Begebenheit: Es war nichts direkt kaputt, sondern die
Kupplungsbetätigungselemente waren verschlissen (zuviel totes
Spiel), die Bodengruppe zu „weich“ (der Lagerbock der
Kupplungsgabel hat sich beim Betätigen nach hinten geneigt), die
Antriebsteile schlecht geschmiert (Vielkeilwelle, auf der die
Konuskupplung verschoben wird, war schwer-gängig, ungenügende
Schmierung zwischen der Vielkeilwellenbohrung und dem
Kurbel-wellenzapfen).
Es
ist darauf zu achten, dass das vordere Lager der Konuskupplung mit
Hilfe einer Injektionsspritze von der Rückseite des Schwungrades
durch das Montageloch für den Befestigungsdeckel des
Kurbelwellenlagers geschmiert wird!!! verstanden??? Nein, dann
siehe nebenstehende Skizze!!!
Ferner war Michaels Motor nicht
richtig in der Höhe zu den Druckschrauben in der
Kupplungsbetätigungsgabel ausgerichtet – der Motor saß zu
tief. Durch Unterlegen von Hartholzbeilagen unter die hintere
Motorenbefestigung wurde der Motor ausgerichtet. Die
Schwergängigkeit der Kupplung lässt sich kontrollieren, in dem
man versucht bei getretener Kupplung und laufendem Motor die
Hardischeibe mit einer Dachlatte anzuhalten. Sie sollte mit wenig
Kraftaufwand stehen bleiben.
Ich hoffe, dass jeder Teilnehmer
viele neue wertvolle Erfahrungen gesammelt hat, die ihm in der
Zukunft von Nutzen sein werden. Nur eine gute Erkenntnis aus
diesem Schrauberkurs kann mehr wert sein als die entstandenen
Teilnahmekosten zu diesem Kurs!
Der letzte Abend des Lehrgangs
nahte und so trafen wir uns in altbekannter Umgebung, im Hotel
Rosengarten zum gemütlichen Ausklang Mit kleinen Geschenken
bedankten wir uns bei unseren Gastgebern Ulrike und Werner Stange
für ihre Gastfreundschaft, die wir anlässlich des
Schrauberkurses erfahren durften. Zur Erinnerung und als Dank
überreichten wir unseren beiden Aero-Freunden aus Prag je ein
Bild und einem Unkostenbeitrag, der von den Teilnehmern gespendet
wurde. Jeder Teilnehmer erhielt für den erfolgreichen Besuch des
Schrauberkurses eine Urkunde. Allen, die zum Gelingen des 2.
Workshops beigetragen haben, danke ich ganz herzlich.
Aus der oft gestellten Frage
„wann folgt die Fortsetzung des Seminars?“ schließen wir, es
hat den Teilnehmern gefallen. Wir denken schon eifrig über die
Fortsetzung nach.
Am Sonntagmorgen trafen wir uns
alle nochmals in der Werkstatt von Werner, um uns zu
verabschieden. Aber ehe wir die Heimreise antreten konnten mussten
wir die „ale Wurst“ probieren, die Ulrike in einer Nacht- und
Nebelaktion, auf Wunsch eines nimmersatten Spessartbewohners,
besorgt hatte.
Teilnehmerliste
Günter Aigner
Michael Beckmann
Lars Brandt
Willfest Brücker
Franz Düring
Werner Ehlers
Rolf Gilgen
Udo Görner
Heinz Heinemann
Peter Kiener
Andreas Kivelitz
Heinrich Krollmann
Wilfried Leitner
Jiri Rajmann
Bernd Rohde
Ulrich Scheffler
Michael Schmalz
Karel
Šebesta
Thomas Siebig
Werner
Stange
Richard Stockburger
Michael Strauch
Adolf Thahedl
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